
Venture-Capitalist Jobs und Stellenangebote
Alles was Sie über den Berufsbereich Venture-Capitalist wissen müssen
Im Maschinenraum des Kapitals: Mein Blick auf das Berufsbild Venture-Capitalist
Wer sagt eigentlich, dass Geld nicht neugierig macht? Venture Capital, das sagenumwobene Spielfeld zwischen Innovation, Risiko und Rendite, zieht Leute an wie elektrische Fliegenfallen. Immer wieder höre ich von Uni-Absolventen, frustrierten Beratern oder Techies, die nach Sinnstiftung suchen: Wie werde ich Venture-Capitalist? Und lohnt sich der Sprung wirklich – fachlich, menschlich, ja, auch finanzeconomisch? Dazu ein paar persönliche Gedanken aus einer Perspektive irgendwo zwischen Insider, Skeptiker und Sympathisant.
Berufliche Realität: Glamour? Nein. Arbeitsteilung, Datenkram, Detailwahnsinn
Romantisiert wird da draußen munter: Junge Leute, Doodle-Termin zwischen Kaffeeshop und E-Scooter, ganz am Puls der nächsten Milliardenidee. Wirklichkeit? Viel Excel, noch mehr Due Diligence. Wer frisch einsteigt, landet oft als Analyst oder Associate ganz unten im Werkzeugkasten des Fonds. Da geht’s erstmal nicht um Millionenentscheidungen, sondern um Sichten, Sortieren, Bewerten. Startups filtern, Märkte durchleuchten, Pitch-Decks zerpflücken. Nachtschichten inklusive, jedenfalls in Phasen – und der Output ist oft: Absagen. Schade für die Gründer, lehrreich für uns.
Muss man dafür Überflieger sein? Skills, die zählen
Ob man Mathe genießt oder eher vor dem Taschenrechner zurückschreckt: Man braucht – und das war für mich überraschend – nicht zwingend ein Einstein’sches Hirn. Aber eine Mischung aus Lernlust, Neugier und Ehrgeiz muss schon da sein. Viele Kolleginnen und Kollegen kommen aus Strategieberatung, Investmentbanking oder Tech-Startups. Klar, analytische Denke hilft. Aber auch: Stamina. Diskussionsfestigkeit. Empathie, um Gründer einzuschätzen und trotzdem ehrlich zu bleiben, wenn eine Idee nicht trägt. Manchmal ist Kommunikationsfähigkeit wichtiger als der perfekte Finanzmodellbaum – beispielsweise am Telefon sonntags, wenn ein Deal brennt. Und: Englisch sollte sitzen, gerade wenn es um internationale Deals geht. Wer allerdings mit Schmerzen im Homeoffice sitzt, weil der Terminkalender platzt – willkommen im Club. Zeit für Hobbies? Hängt davon ab, wie sehr man sie verteidigt.
Gehalt: Von Prestige und Preisschildern
Jetzt zur Frage, die alle niederschwellig beschäftigt, auch wenn selten offen darüber gesprochen wird: Was verdient man eigentlich? Venture Capital klingt teuer, ist aber – zumindest im Einstieg – nicht das Paradies, das man erwartet. Analysten starten häufig irgendwo zwischen 50.000 € und 80.000 € brutto, je nach Fondsgröße und Standort. In Berlin zum Beispiel können die Gehälter, trotz allem Startup-Geplapper, etwas niedriger ausfallen als in München oder Frankfurt – da lässt sich über Boni reden, aber die sind nicht garantiert. Nach oben gibt es Luft, aber selten einen Fahrstuhl: Erst mit zunehmender Verantwortung und wenn Erfolge sichtbarer werden, kann man in die Bereiche jenseits der 120.000 € kommen, später – falls man Teilhaber wird – ganz andere Dimensionen. Aber die meisten schaffen diesen Schritt nie. Die Szene ist klein, der Wettbewerb groß. Und man sollte nicht vergessen: Anders als in der Beratung sind die Prämien an den langfristigen Erfolg der Investments gebunden – das kann Jahre dauern, oder auch gar nicht eintreten. Wer schnelle Reichtümer sucht, ist hier schlichtweg falsch.
Marktlage, Diversität und der Mythos vom Alleskönner
Der deutsche VC-Markt, das muss gesagt werden, ist weniger Haifischbecken als lange angenommen – aber auch kein Ponyhof. Gerade in den letzten Jahren, mit dem Boom um Klima-Tech, KI und Digital Health, ist ein Schub neuer Fonds und ein auffälliger Generationswechsel zu beobachten. Das öffnet Chancen, verlangt aber auch Flexibilität: Spezialisierte Tech-Kenntnisse, Verständnis für nachhaltige Geschäftsmodelle, manchmal auch – zugegeben – einen gewissen Rutsch in Richtung Selbstdarstellung. Diversität? Ja, ein Thema, aber jenseits von Panels und D&I-Berichten fehlt es nach wie vor an Breite. Viele Teams sind zu homogen, Englisch dominiert die Meetings, Migranten oder Quereinsteiger sind selten – leider, aber nicht unüberwindbar. Wer unkonventionelle Wege geht, etwa aus der Forschung oder dem Produktmanagement, bringt oft frischen Wind. Sich das zuzutrauen, ist in meinen Augen eines der Hauptrezepte für erfolgreiches Andocken.
Wachstumschancen und rationale Zwischenschritte
Man kann als Berufseinsteiger oder Wechselkandidat ohne Frage viel lernen. Selbst wenn der Schritt herausfordernd bleibt – die Dichte an Innovation, der ständige Realitätstest neuer Geschäftsmodelle, das Netzwerkpotenzial: Das gibt’s so komprimiert selten. Trotzdem – und das sollte niemand übersehen – ist Venture Capital kein langfristig planbarer Karrierepfad, sondern oft eine Leiter ins Ungewisse. Viele Kollegen wechseln nach ein paar Jahren in die Portfoliofirmen oder gründen selbst. Andere bleiben, werden Partner – aber eben nicht alle. Weiterbildungen? Die gibt’s, etwa im Bereich Verhandlungsführung oder im Vertiefen von Spezial-Feldern wie SaaS oder Healthcare. Wer dauerhaft hier bleiben will, muss dranbleiben: inhaltlich, menschlich, kommunikativ. Denn am Ende zählt, was draußen ankommt: Sind das unsere Deals, die die Welt bewegen? Oder träumen wir nur von Unicorns, die niemals fliegen werden?
Noch ein allerletzter Rat – gerade für Unentschlossene
Was ich Bewerberinnen und Bewerbern am liebsten sagen würde (dürfte ich ein bisschen grantig klingen): Prüft mal ehrlich eure Motivation. Wer nur die „coolen Cases“ sieht und sich nach High-Society-Events sehnt, wird oft enttäuscht. Wer Freude an Geschäftsmodellen, zähen Diskussionen und einer manchmal seltsam sublimen Mischung aus Freude und Frust verspürt – der findet hier ein Biotop, das sich lohnt. Keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Und manchmal, da springt wirklich der Funke über. Nur garantiert ist das nie.